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04.09.2023 09:55

Verbund Gemeindenahe Psychiatrie erweitert Angebot

Mobiles Kontakt- und Beratungsteam ergänzt sozialpsychiatrischen Dienst

Der Verbund Gemeindenahe Psychiatrie hat sein Angebot um ein mobiles Kontakt- und Beratungsteam erweitert. Das spezifische stadtweite mobile Beratungsangebot ergänzt die Angebote der fünf bestehenden Standorte zur multiprofessionellen Behandlung von schweren psychischen Erkrankungen in den psychiatrischen Institutsambulanzen und den Tageskliniken. „Mit dem neuen Angebot sollen Menschen mit psychischen Erkrankungen erreicht werden, für die der Zugang zum Gesundheitsregelsystem erschwert ist“, so Dr. Iris Minde, Geschäftsführerin des Klinikums St. Georg Leipzig, zu dem der Verbund Gemeindenahe Psychiatrie gehört. Langfristige Ziele sind die Abschaffung von Zugangsbarrieren zum psychiatrischen Beratungs- und Behandlungsangebot, die interkulturelle Öffnung des psychiatrischen Regelsystems, die Bekämpfung der Obdachlosigkeit von psychisch kranken Menschen sowie die Stärkung der Netzwerke von Ehrenamtlichen und Regelversorgern. Regional zugeordnet ist dem Verbund der sozialpsychiatrische Dienst (SpDi) des Gesundheitsamtes der Stadt Leipzig, der bei der Organisation komplementärer Hilfen für psychisch kranke Menschen und deren sozialer Umfelder berät und unterstützt.

Die gestiegene Einwohneranzahl der Stadt Leipzig hat zu einer Verknappung an sozialem Wohnraum, aber auch zu einer Herausforderung der Versorgung und Behandlung von chronisch psychisch kranken Menschen geführt. Es steigt die Anzahl an Leipziger*innen, die wegen der wirtschaftlichen Krise von sozialer Isolierung, Armut und Obdachlosigkeit (Risikofaktoren für psychische Erkrankungen) bedroht sind. Der Verbund Gemeindenahe Psychiatrie hat sich daher entschieden, das Angebot des SpDi um ein ausschließlich mobil aktives Kontakt- und Beratungsteam zu ergänzen. Das mobile Team besteht aus Fachärzt*innen für Psychiatrie und Psychotherapie, Sozialarbeiter*innen, Genesungsbegleiter*innen sowie einer Flüchtlingskoordinatorin.

Drei zentrale Aufgaben

Das mobile Kontakt- und Beratungsteam hat vorwiegend drei Schwerpunktaufgaben: die Stärkung des Angebots an psychosozialer Beratung in unterversorgten Gebieten der Stadt Leipzig, die Integration von schwer erreichbaren Menschen mit psychischen Erkrankungen in das Regelsystem und die Umsetzung des Modellprojekts zur Verbesserung der psychosozialen Versorgung von geflüchteten Menschen in den Gemeinschaftsunterkünften und im dezentralen Wohnen der Stadt Leipzig, das im Oktober 2022 vom Stadtrat Leipzig beschlossen wurde. 

Das Angebot ist für alle kostenlos und kann – falls gewünscht – auch anonym wahrgenommen werden. Zur besseren Kommunikation können Dolmetscher*innen über Sprach- und Integrationsmittlung einbestellt werden.

Besonders im Fokus: obdachlose Menschen

Unter den Menschen ohne festen Wohnsitz ist der Anteil an Personen mit psychischen Erkrankungen extrem hoch. Aufgrund einer Erkrankung oder Lebenskrise kommt es häufig und aus verschiedenen Gründen zum Verlust der Wohnung. Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen finden oft keine neue Wohnung, da der Wohnungsmarkt für sie nicht offen ist. Die Obdachlosigkeit erschwert zudem den Zugang zum Gesundheitssystem, sodass es bei vielen dieser Personen Erkrankungen nicht angemessen behandelt werden. Durch das mobile Kontakt- und Beratungsteam besteht die Möglichkeit, Personen dort aufzusuchen, wo sie sich in der Regel aufhalten, wie zum Beispiel in den Notschlafstellen, am Hauptbahnhof, bei den Tagestreffen oder anderen Treffpunkten der Stadt. Ziel ist die Verbesserung des Zugangs und der Vermittlung in die bestehenden psychosozialen Beratungsstrukturen und bei Wunsch in das Behandlungssystem.

Barrierefreie Zugang für Migrant*innen

Ein weiteres Ziel des neuen Angebots ist es, das psychiatrische Regelsystem für Migrant*innen zu öffnen und einen barrierefreien Zugang zu den psychosozialen Angeboten zu ermöglichen. Mit der Umsetzung des Modellprojekts zur Verbesserung der psychosozialen Versorgung von geflüchteten Menschen soll eine bessere Integration von MigrantInnen mit psychischen Erkrankungen in die bestehenden Strukturen erreicht werden, wie zum Beispiel in der ambulanten Regelversorgung, den psychosozialen Gemeindezentren, den Peer-Beratungen, dem Suchthilfesystem, den betreuten und offenen Wohnformen sowie den Werkstätten für psychisch kranke Menschen.

Niederschwelliges psychosoziales Beratungsangebot

Nicht zuletzt bietet das mobile Kontakt- und Beratungsteam psychosoziale Sprechstunden in den Gebieten der Stadt Leipzig, in denen das wohnortsnahe Angebot an psychosozialer Beratung nicht ausreichend oder schwer erreichbar ist. In der Sprechstunde wird eine Beratung für alle Bürgerinnen und Bürger zu Themen rund um psychische Erkrankungen und seelische Krisen angeboten. Dabei können auch Informationen zu Hilfe- und Behandlungsmöglichkeiten sowie zu sozialrechtlichen Fragen und Selbsthilfeangeboten vermittelt werden. Die Beratungen sind individuell, unverbindlich und können auf Wunsch auch anonym durchgeführt werden. Auf der Webseite des Verbundes sind die jeweiligen Termine zu finden: www.sanktgeorg.de/patienten-besucher/verbund-gemeindenahe-psychiatrie/psychosoziale-sprechstunde.html

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