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26.07.2019 09:33

Aktuelle Erkenntnisse zum Welt-Hepatitis-Tag: Chronische Infektionen steigen

Unter dem Motto "Findet die fehlenden Millionen" suchen Experten nach unentdeckten Infektionen und warnen vor der hohen Dunkelziffer

Fünf Prozent der Weltbevölkerung sind mit einem Hepatitis-Virus infiziert. Was im ersten Moment wenig erscheint, betrifft konkret aber ca. 325 Millionen Menschen weltweit. Die chronische Entzündung verursacht über Jahre hinweg Schäden an der Leber. Oftmals bleibt die Entzündung unerkannt, da die Symptome nicht eindeutig sind und die Leber selbst kein Schmerzempfinden hat. Allein die chronische Hepatitis B und C betreffen weltweit schätzungsweise 325 Millionen Menschen – von denen gerade einmal 25 Millionen diagnostiziert sind. Die restlichen Betroffenen ahnen nichts von der Krankheit. Präventions- und Kontrollprogramme müssen weiter ausgebaut werden und Symptome müssen richtig erkannt werden, damit eine Behandlung schnellstmöglich erfolgen kann, bevor es zu irreparablen Leberschäden und lebensgefährlichem Leberversagen kommt.

Die Ursachen einer Infektion sind vielfältig: Meist sind die Viren Hepatitis A, B, C, D oder E für eine Leberentzündung verantwortlich. Es gibt jedoch auch nicht-virale Leberentzündungen, die durch Medikamente, Giftstoffe, Alkohol (alkoholische Fettleber), Übergewicht (nicht alkoholische Fettleber) oder eine Fehlsteuerung des Immunsystems (Autoimmunhepatitis) hervorgerufen werden können. "Mit Besorgnis beobachten unsere Experten den Anstieg von Hepatitis-Neuinfektionen, speziell die des Hepatitis B-Virus", erklärt Dr. Iris Minde, Geschäftsführerin des Klinikums St. Georg. "Unsere Aufgabe als Klinikum mit Schwerpunkt auf Infektionskrankheiten ist die optimale interdisziplinäre Versorgung und Behandlung der infizierten Patienten. Aber auch präventive Maßnahmen müssen eingeleitet werden, um Neuinfektionen zu verhindern und die Menschen für das Thema Hepatitis zu sensibilisieren. Die Dunkelziffer an nicht diagnostizierten Infektionen ist hoch", ergänzt Prof. Dr. Ingolf Schiefke, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Diabetologie und Endokrinologie.

In der Klinik werden laut Schiefke 30 bis 40 Patienten jährlich wegen Hepatitis behandelt. Hier handelt es sich um meist schwere Fälle, die stationär versorgt werden müssen. In ambulanten Strukturen wie z.B. beim Hausarzt werden weit über 500 Patienten wegen Hepatitis behandelt. Eine bedeutende Präventionsmaßnahme, die im Klinikum seit mehreren Jahren erfolgreich angewendet wird, ist die Impfung gegen Hepatitis B. Diese ist auch für Schwangere möglich und verhindert die Übertragung des Virus von der Mutter auf das Kind.

Bei Risikofaktoren testen lassen

Das Klinikum arbeitet eng mit der Deutsche Leberhilfe e.V. zusammen und warnt, dass viele Hepatitis-Infektionen lange Jahre unbemerkt bleiben. Oft gibt es keine oder nur unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Gelenkbeschwerden. Ein typisches Symptom ist beispielsweise eine Gelbfärbung der Haut bzw. der Augen, das aber nicht jeder Mensch mit Hepatitis entwickelt. Auch erhöhte Leberwerte können ein erster Hinweis auf eine Hepatitis sein, aber nicht jeder Hepatitis-Kranke hat auffällige Leberwerte. Auf der Webseite www.lebertest.de/ können Interessierte anonym herausfinden, ob es bei ihnen Risikofaktoren für eine Hepatitis-Infektion gibt.

Hepatitis E als häufigste Infektion in Deutschland

Laut neuen Erkenntnissen des Robert-Koch-Instituts ist die häufigste Infektion in Deutschland auf das Hepatitis E-Virus zurückzuführen. Hauptinfektionsquelle sind rohes Fleisch vom Haus- und Wildschwein. Deshalb rät der Experte dazu, das Fleisch ordentlich durchzugaren, da das Virus bei 60 Grad Celsius abgetötet wird. Aber auch mit Fäkalien gedüngte Erdbeeren oder Salate können Ursache für eine Hepatitis E Infektion sein. Durch gründliches Waschen der Lebensmittel kann einer Infektion aber vorgebeugt werden.

Nur Impfung schützt vor Hepatitis A und B

Das Hepatitis A-Virus wird oft in Mittelmeerländern gefunden und durch verunreinigtes Trinkwasser oder Schmierinfektion übertragen. Aber auch durch Körperflüssigkeiten kann das A-Virus übertragen werden, ebenso wie das B-Virus, dessen Hauptübertragungswege Geschlechtsverkehr und Drogenkonsum mit verunreinigten Spritzen und Zubehör sind. Während Hepatitis A meist unbemerkt als Reisekrankheit verläuft, nicht chronisch wird und meist von selbst ausheilt, kann das Hepatitis B Virus zur chronischen Leberentzündung führen. Zurzeit werden verschiedene neue Arzneimittel in Studien untersucht, von denen man sich erhofft sich, durch künftige Therapien häufiger einen Zustand wie nach einer Spontanheilung zu erreichen, bei der das Hepatitis B-Virus dauerhaft aus dem Blut verschwindet und nur noch Antikörper als Immunreaktion zurückbleiben. Das B-Virus aus den Leberzellen zu eliminieren ist derzeit noch nicht möglich. Nur eine Impfung schütz vor der Infektion, meist in Kombination gegen den A-Virus. Der Impfstoff ist gut verfügbar und kann ohne Pflicht beim Hausarzt geimpft werden. Bestimmten Berufsgruppen wird empfohlen, eine Hepatitis B Immunisierung durchzuführen. Die WHO hat sich zum Ziel gesetzt bis 2030, Hepatitis B als Bedrohung der Öffentlichkeit zu eliminieren. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Präventions- und Kontrollprogramme weiter ausgebaut werden.

Gute Heilungschancen bei Hepatitis C

Im Gegensatz zu Hepatitis B ist Hepatitis C heilbar. Frühere Therapien mit Interferone (Proteine die eine immunstimulierende und antivirale Wirkung entfalten) hatten noch viele Nebenwirkungen, waren langwierig und führten nur bei einigen Patienten zur Heilung. Neue Therapien werden in Tablettenform gegeben. Diese sind für den Patienten besser verträglich, dauern in der Regel nur acht bis zwölf Wochen und heilen Hepatitis C schon beim ersten Versuch in mehr als 95 % der Fälle dauerhaft aus.

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