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28.07.2020 11:07

Aktuelle Erkenntnisse zum Welt-Hepatitis-Tag: Chronische Infektionen steigen

Unter dem Motto „Findet die fehlenden Millionen“ suchen Experten nach unentdeckten Infektionen und warnen vor der hohen Dunkelziffer

Fünf Prozent der Weltbevölkerung, das sind weltweit rund 325 Millionen Menschen, sind von einer chronischen Hepatitis B oder C betroffen. Laut Robert-Koch-Institut liegt die Anzahl der neu gemeldeten Fälle in Deutschland bei ca. 6.000 pro Jahr. Die chronische Entzündung verursacht über Jahre hinweg Schäden an der Leber. Oftmals bleibt die Entzündung unerkannt, da die Symptome nicht eindeutig sind und die Leber selbst kein Schmerzempfinden hat. Viele Betroffene ahnen daher gar nicht, dass sie an Hepatitis erkrankt sind. Präventions- und Kontrollprogramme müssen weiter ausgebaut und vorangetrieben und Symptome richtig erkannt werden, damit eine Behandlung schnellstmöglich erfolgen kann, bevor es zu irreparablen Leberschäden und lebensgefährlichem Leberversagen kommt.

Die Ursachen einer Infektion sind vielfältig: Meist sind die Viren Hepatitis A, B, C, D oder E für eine Leberentzündung verantwortlich. Es gibt jedoch auch nicht-virale Leberentzündungen, die durch Medikamente, Giftstoffe, Alkohol (alkoholische Fettleber), Übergewicht (nicht alkoholische Fettleber) oder eine Fehlsteuerung des Immunsystems (Autoimmunhepatitis) hervorgerufen werden können. „Mit Besorgnis beobachten unsere Experten den Anstieg von Hepatitis-Neuinfektionen, speziell die des Hepatitis E-Virus“, erklärt Dr. Iris Minde, Geschäftsführerin des Klinikums St. Georg. „Unsere Aufgabe als Klinikum mit Schwerpunkt auf Infektionskrankheiten ist die optimale interdisziplinäre Versorgung und Behandlung der infizierten Patienten. Aber auch präventive Maßnahmen müssen eingeleitet werden, um die Menschen für das Thema Hepatitis zu sensibilisieren und damit Neuinfektionen zu verhindern. Denn nur wer informiert und aufgeklärt ist, kann sich vor einer Infektion schützen“, so Minde.

In der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Diabetologie und Endokrinologie am Klinikum St. Georg werden jährlich circa 30 Patienten wegen Hepatitis behandelt. Hier handelt es sich um meist schwere Fälle, die stationär versorgt werden müssen. Jährlich wird bei circa 70 Patienten, die wegen einer anderen Erkrankung im Klinikum behandelt werden, Hepatitis als Nebendiagnose gestellt, was die Tatsache unterstreicht, dass Hepatitis oft nicht diagnostiziert wird.

Eine bedeutende Präventionsmaßnahme, die im Klinikum seit mehreren Jahren erfolgreich angewendet wird, ist die Impfung gegen Hepatitis B. Diese ist auch für Schwangere möglich und verhindert die Übertragung des Virus von der Mutter auf das Kind.

Das Klinikum arbeitet eng mit der Deutschen Leberhilfe e.V. zusammen und warnt,
dass viele Hepatitis-Infektionen lange Jahre unbemerkt bleiben. Oft gibt es keine oder
nur unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Gelenkbeschwerden. Ein typisches Symptom ist beispielsweise eine Gelbfärbung der Haut bzw. der Augen, das aber nicht jeder Mensch mit Hepatitis entwickelt. Auch erhöhte Leberwerte können ein erster Hinweis auf eine Hepatitis sein, aber nicht jeder Hepatitis-Kranke hat auffällige Leberwerte. Auf der Webseite www.lebertest.de/
können Interessierte anonym herausfinden, ob es bei ihnen Risikofaktoren für eine
Hepatitis-Infektion gibt.

Hepatitis E als häufigste Infektion in Deutschland

Laut neuen Erkenntnissen des Robert-Koch-Instituts ist die häufigste Infektion in Deutschland auf das Hepatitis E-Virus zurückzuführen. Hauptinfektionsquelle sind rohes Fleisch vom Haus- und Wildschwein. Deshalb raten Experten des Klinikums dazu, das Fleisch ordentlich durchzugaren, da das Virus bei 60 Grad Celsius abgetötet wird. Aber auch mit Fäkalien gedüngte Erdbeeren oder Salate können
Ursache für eine Hepatitis E-Infektion sein. Durch gründliches Waschen der Lebensmittel kann einer Infektion aber vorgebeugt werden.

Nur Impfung schützt vor Hepatitis A und B

Das Hepatitis A-Virus wird oft in Mittelmeerländern gefunden und durch verunreinigtes Trinkwasser oder Schmierinfektion übertragen. Aber auch durch Körperflüssigkeiten kann das A-Virus übertragen werden, ebenso wie das B-Virus, dessen Hauptübertragungswege Geschlechtsverkehr und Drogenkonsum mit
verunreinigten Spritzen und Zubehör sind. Während Hepatitis A meist unbemerkt als Reisekrankheit verläuft, nicht chronisch wird und meist von selbst ausheilt, kann das Hepatitis B Virus zur chronischen Leberentzündung führen. Wer sich schützen will, sollte sich impfen lassen. Nur eine Impfung schützt vor der Infektion, meist in Kombination gegen den A-Virus. Der Impfstoff ist gut verfügbar und kann ohne Pflicht beim Hausarzt geimpft werden. Bestimmten Berufsgruppen wird empfohlen, eine
Hepatitis B Immunisierung durchzuführen. Die WHO hat sich zum Ziel gesetzt bis
2030 Hepatitis B als Bedrohung der Öffentlichkeit zu eliminieren.

Gute Heilungschancen bei Hepatitis C

Im Gegensatz zu Hepatitis B ist Hepatitis C heilbar. Frühere Therapien mit Interferone
(Proteine die eine immunstimulierende und antivirale Wirkung entfalten) hatten noch viele Nebenwirkungen, waren langwierig und führten nur bei einigen Patienten zur Heilung. Neue Therapien werden in Tablettenform gegeben. Diese sind für den Patienten besser verträglich, dauern in der Regel nur acht bis zwölf Wochen und heilen Hepatitis C schon beim ersten Versuch in mehr als 95 % der Fälle dauerhaft aus.


 

 

 

 

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