Sie befinden sich hier

Inhalt

20.05.2025 16:13

„Elimination von Virushepatitis bedeutet auch: testen und zügig behandeln!“

Universitätsklinikum Leipzig startet gemeinsam mit Klinikum St. Georg und dem WIG2-Forschungsinstitut die Initiative „LeoH – Leipzig ohne Hepatitis“ / Ziel: Umfassende Testungen und bessere Versorgung von Menschen mit Virushepatitis B und C durch Vernetzung aller relevanten Akteure

Wie in ganz Deutschland zeigt sich auch in Leipzig seit Jahren ein Anstieg der gemeldeten Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Fälle. So wurden im vergangenen Jahr 147 Erkrankte registriert – ein Anstieg um 23 Prozent gegenüber dem Jahr 2019. Um die öffentliche Aufmerksamkeit stärker auf dieses Thema zu lenken sowie die Testung und Versorgung von Menschen mit Virushepatitis in der Stadt Leipzig deutlich zu verbessern, wurde vor kurzem das Public-Health-Projekt „LeoH – Leipzig ohne Hepatitis“ als gemeinsames Projekt des Universitätsklinikums Leipzig (UKL), des Klinikums St. Georg und des Wissenschaftlichen Instituts für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2 GmbH) ins Leben gerufen. Ziel ist die Vernetzung aller relevanten Akteure und damit eine Bündelung der Kräfte im gemeinsamen Kampf gegen die Virushepatitiden B und C.

Bei der Virushepatitis handelt es sich um eine durch Viren verursachte Leberentzündung. Bei chronischem Verlauf kann sie zu lebensbedrohenden Erkrankungen wie Leberzirrhose und Leberkrebs führen. Obwohl sie bereits aktuell zu den weltweit häufigsten Todesursachen zählt, steht sie oftmals nicht so stark im öffentlichen Fokus wie beispielsweise die HIV-Infektion. Zwar existiert eine Strategie der Weltgesundheitsorganisation WHO und des Bundesgesundheitsministeriums zur Elimination der Virushepatitis, ebenso sind hierzulande genügend medizinische Ressourcen zur Behandlung verfügbar. Dennoch steigen die Infektionszahlen in Deutschland kontinuierlich an.

Das Projekt „LeoH: Leben ohne Hepatitis – Leipzig ohne Hepatitis“ sieht sich – zunächst auf lokaler Ebene – als ein neues Instrument zur Versorgungsforschung, Aufklärung und Behandlung der Virushepatitis. Das Netzwerk, das sich im Rahmen der Initiative gebildet hat, reicht von Behörden und Institutionen wie dem Gesundheitsamt der Stadt und der sächsischen Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen bis zu niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen sowie Ansprechpartnern und -partnerinnen in den von Virushepatitis B und C besonders betroffenen Communities. Zu diesen zählen beispielsweise Menschen mit intravenösem Drogenkonsum, risikoreichem Sexualverhalten oder Menschen, die aus Gebieten mit hohen Infektionsraten stammen.

„Je früher eine Virushepatitis diagnostiziert wird, desto besser stehen die Chancen für eine erfolgreiche Therapie und umso wirksamer wird eine Weiterverbreitung des Virus verhindert“, betont Prof. Florian van Bömmel, Oberarzt in der Hepatologischen Ambulanz und am Leberkrebszentrum des UKL. „Mit ‚LeoH‘ wollen wir die bestehenden Versorgungslücken erkennen und ein wirksames, flächendeckendes Screening etablieren, welches dafür sorgt, dass Erkrankte schnell identifiziert und unverzüglich – möglichst innerhalb von 24 Stunden – an einen behandelnden Arzt aus dem Netzwerk vermittelt werden“ ergänzt Prof. Ingolf Schiefke, Chefarzt der Gastroenterologie und Hepatologie am Klinikum St. Georg. „Die Devise muss lauten: Daran denken, testen und behandeln! Nur so lassen sich die Folgen verhindern.“

Betroffene sollen konkrete Hilfestellungen erhalten: Wohin kann ich mich wenden? Wer sind meine Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen? Welche Unterstützungsangebote kann ich nutzen? Vorgesehen sind außerdem öffentlichkeitswirksame Aktionen zur Testung auf Hepatitisviren sowie Informationsveranstaltungen für die behandelnden Hausärzte.

Stärker bekannt gemacht werden soll in diesem Zusammenhang das Präventionsprogramm „Gesundheitsuntersuchung“, das auch unter dem Namen „Check-Up 35“ bekannt ist. Es bietet allen gesetzlich Versicherten ab dem vollendeten 35. Lebensjahr alle drei Jahre Anspruch auf eine Vorsorgeuntersuchung mit einmaligem Screening auf Hepatitis B und C.

Ausweitung des Projekts auf ganz Sachsen und weitere Regionen geplant

Einen ersten Aufschlag machte das Auftaktreffen zum offiziellen Projektstart von „LeoH“ am 16. April 2025 am Universitätsklinikum Leipzig. Bei der gut besuchten Veranstaltung diskutierten Kooperations-, Projektpartner und Unterstützer der Kampagne, darunter Vertreter des öffentlichen Gesundheitsdienstes, der ortsansässigen Diagnostik-Labore und von Beratungsstellen für betroffene Communities die Maßnahmen und Strategien zur Erreichung der Projektziele. In den nächsten Monaten stehen vielfältige Aktionen auf dem Programm, die schrittweise die Versorgung von Menschen mit Virushepatitis in Leipzig verbessern sollen. Doch das LeoH-Projekt endet nicht an der Stadtgrenze. Bei erfolgreichem Verlauf kann das Projekt von Leipzig aus auf die Region ausgeweitet werden und als Modell für weitere Projekte dienen.

Kontextspalte