Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten am Klinikum St. Georg
Logopädie als fester Bestandteil in neurologischer Diagnostik und Therapie
In der Komplexbehandlung von Schlaganfallpatienten setzt man am Klinikum St. Georg auf eine enge, interdisziplinäre Zusammenarbeit. Die Fachbereiche Neurologie und Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde sowie die Logopädie sind eng miteinander verknüpft, wenn es darum geht, Patienten mit Schlaganfall optimal zu behandeln. Seit Jahren bildet die logopädische Befundung und Behandlung einen elementaren Bestandteil der neurologischen Diagnostik und Therapie. Sowohl am Standort Eutritzsch als auch am Standort Wermsdorf arbeiten die Kliniken für Neurologie mit den Sprachheilkundlern zusammen.
"Unsere Patienten profitieren von der engen Zusammenarbeit, die an unserem Klinikum in allen Fachdisziplinen zum Tragen kommt. So auch in der Neurologie", betont die Geschäftsführerin des Klinikums, Dr. Iris Minde. "Vor allem in der Schlaganfallkomplexbehandlung nimmt die logopädische Diagnostik und Therapie eine zentrale Rolle ein. Alle Patienten mit Schlaganfall erhalten in den ersten 24 Stunden eine logopädische Diagnostik sowie im Falle von Sprach-, Sprech- oder Schluckstörungen täglich logopädische Therapie“, erklärt Dr. med. Piotr Sokolowski, Chefarzt der Klinik für Neurologie und neurologische Intensivmedizin am Fachkrankenhaus Hubertusburg in Wermsdorf, das zum Klinikum St. Georg gehört. Prof. Dr. Wolfgang Beuche, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Standort Eutritzsch, ergänzt: "Seit Neuestem unterstützt uns die Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, indem ein ausgebildeter Phoniater mit Hilfe modernster Technik vor der logopädischen Behandlung ein professionelles Schluckprotokoll erstellt. Dieses dient dem Logopäden als Basis für die weiteren, therapeutischen Maßnahmen." Auch in Wermsdorf legt man der logopädischen Arbeit ein Schluckprotokoll zugrunde, das mit Hilfe einer fiberendoskopischen Untersuchung des Schluckakts (FEES) inklusive Videoaufzeichnung erstellt wird.
Im Anschluss an das Erkennen und Differenzieren der Schluckstörungen, Sprachstörungen (Aphasien) und Sprechstörungen (Dysarthrien) erfolgt die logopädische Therapie. Nicht nur in der Behandlung von Schlaganfallpatienten werden Logopäden eingesetzt, sondern auch bei weiteren neurologischen Krankheitsbildern mit logopädischer Relevanz wie beispielsweise Muskelerkrankungen (Myopathien), neuromuskuläre Erkrankungen (z.B. Myasthenia gravis), Motoneuronerkrankungen (z.B. ALS), bestimmte Erkrankungen des peripheren Nervensystems (z.B. GBS) oder Erkrankungen im Bereich des Hirnstamms (z.B. Tumoren, entzündliche Erkrankungen wie z.B. Multiple Sklerose) erhalten die Patienten routinemäßig eine logopädische Diagnostik und Therapie.
Auch für Patienten, die auf der neurologischen Intensivstation liegen, ist die logopädische Diagnostik bedeutsam. Die Einschätzung von Schluckfunktion und Aspirationsrisiko durch den Logopäden entscheidet letztlich mit darüber, ob eine Tracheotomie erfolgen kann, wann der richtige Zeitpunkt für die Dekanülierung einer Trachelkanüle nach abgeschlossener Entwöhnung vom Beatmungsgerät gegeben ist oder ob die Indikation für eine PEG-Anlage (Sonde zur künstlichen Ernährung) besteht.