Robert-Koch-Klinikum einziges Weaning Zentrum Sachsens
St. Georg Standort in Grünau offiziell zertifiziert
Die Klinik für Pneumologie und Intensivmedizin am Robert-Koch-Klinikum ist nun offiziell "zertifiziertes Weaning-Zentrum" und damit die einzige Einrichtung in Sachsen, die eine zertifizierte Entwöhnung von der maschinellen Beatmung nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. anbietet. "Ich bin froh, dass unsere Klinik am Standort Grünau zertifiziert wurde. Seit knapp 2 Jahren haben alle Beteiligten hart gearbeitet, um die geforderten Qualitätsstandards dauerhaft zu implementieren. Weaning bedeutet viel Geduld und pneumologisches Know-How, welches unsere Fachärzte und die speziell ausgebildete Atmungstherapeutin mitbringen. Die Zertifizierung ist ein wichtiger Schritt im weiteren Ausbau unserer Fachkompetenz auf dem Gebiet der Pneumologie und Intensivmedizin im Robert-Koch-Klinikum", erklärt Geschäftsführerin Dr. Iris Minde.
Wenn ein Patient nicht mehr in der Lage ist, selbstständig zu atmen, kann eine Beatmungsmaschine diese Aufgabe für ihn übernehmen – ein sogenannter Respirator, der den Körper mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Die Gründe, warum die sogenannte Spontanatmung unzureichend oder gar nicht mehr stattfindet, sind vielfältig. Mögliche Ursachen sind eine schwerwiegende Verletzung, ein Schock oder die Folgen einer Operation. Wurde der Patient nur kurze Zeit beatmet, etwa 30 Minuten bis wenige Stunden nach einer Narkose, findet er normalerweise schnell zu seinem eigenen Atemrhythmus zurück.
Mit dem zunehmenden Anteil älterer Menschen in der Gesellschaft werden auch immer mehr Patienten mit Lungenvorschädigung, z.B. Chronische Bronchitis (COPD), komplexen medizinischen Prozeduren unterzogen. Die Beatmung während einer Operation ist meist unproblematisch. Der Wechsel zurück zur Spontanatmung stellt jedoch eine hohe Hürde dar, die nicht bei allen Patienten sofort gelingt. Dann muss die Beatmung mit einem Beatmungsgerät fortgesetzt werden. Die Spontanatmung muss Stück für Stück rekonditioniert werden, was im Rahmen einer strukturierten Entwöhnung von der Beatmungsmaschine erfolgen muss – das sogenannte "Weaning", Englisch für Entwöhnung.
Das Weaning findet in der Regel auf der Intensivstation statt und wird von hochspezialisierten Atmungstherapeuten begleitet, die auf Patienten mit Atemschwierigkeiten spezialisiert sind. Die Atmungstherapeutin am Robert-Koch-Klinikum Nadine Meilick hat 2016 eine entsprechende Ausbildung abgeschlossen. Als Bindeglied zwischen Patienten und Lungenspezialisten, Physiotherapeuten und Pflegekräften nimmt sie in der Versorgung der Patienten eine ganz besondere Rolle ein. Während sie mit den Betroffenen strukturiert Atem- und Bewegungsübungen durchführt, überwacht sie unentwegt deren Atmung, Herzfrequenz, den Sauerstoffgehalt im Blut und andere Körperfunktionen. Eine Überanstrengung soll unbedingt vermieden werden. Üblich ist es beispielsweise, zunächst eine andere Beatmungsform am Beatmungsgerät einzustellen und damit dessen Unterstützung nach und nach zu verringern.
In Einzelfällen kann es mehrere Wochen dauern, bis die Atemarbeit wieder vollständig selbst übernommen werden kann. "Leider gelingt das Weaning nicht bei allen Patienten. Bei etwa 25 Prozent der Beatmungspatienten lässt sich eine vollkommen selbstständige Atmung nicht wieder herstellen", erklärt PD Dr. Thomas Köhnlein, Chefarzt der Klinik für Pneumologie und Intensivmedizin am Robert-Koch-Klinikum. "In solchen Fällen dient das strukturierte Weaning dazu, die Unterstützung durch eine Maschine auf ein Minimum zu reduzieren, oder die Patienten zu Hause zusätzlich mit einer Maskentherapie zu behandeln. Durch zahlreiche physiotherapeutische Interventionen werden Patienten trainiert, auch in der häuslichen Umgebung ihre Atemmuskulatur zu stärken. Oberstes Ziel ist immer, den Patienten zur größtmöglichen Selbstständigkeit und Unabhängigkeit zu verhelfen."