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02.07.2014 15:10

St. Georg führt erste Geschlechtsangleichung in Leipzig seit 25 Jahren durch

Chefarzt der Klinik für Urologie und Andrologie des Klinikums St. Georg in Leipzig: PD Dr. med. Amir Hamza

Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med. habil Amir Hamza

Leben im falschen Körper – für die meisten Menschen klingt dies absurd. Für Betroffene gleicht ein derartiges Leben jedoch einer psychischen Gefangenschaft. Sie können sich mit ihrem biologischen Geschlecht nicht identifizieren. So erging es auch Tatjana B. – 57 Jahre lang lebte sie als Mann. 2014 entschied sie sich zu einer lebensverändernden Geschlechtsangleichung, welche Ende Mai im Klinikum St. Georg vorgenommen wurde.

In einer 2,5-stündigen Operation wurden die männlichen äußeren Genitalien entfernt und eine rekonstruktive plastische Operation durchgeführt, wobei weibliche äußere Genitale geschaffen wurden. „Das Schwierige bei einer geschlechtsangleichenden Operation ist nicht nur der Eingriff selbst, sondern auch die notwendigen Vorbereitungen. Diese können sich über Monate, wenn nicht sogar Jahre hinziehen“, erklärt PD Dr. med. habil. Amir Hamza, Chefarzt der Klinik für Urologie und Andrologie am St. Georg. Neben mehrfachen psychologischen Gutachten muss der Patient unter anderem eine sechsmonatige Hormontherapie absolvieren. Zudem müssen gesetzliche Grundlagen geklärt werden. 

Als Mädchen aufgewachsen

Als Heimkind wuchs der damals kleine Junge bis zu seinem 16. Lebensjahr nahezu unbemerkt als Mädchen heran. Als man den Irrtum in der Schule bemerkte, wurde Tatjana dazu genötigt, ihre weibliche Identität aufzugeben. „Man schnitt mir die langen Haare ab, zog mir Jungensachen an und steckte mich in eine Jungenklasse. Von da an gingen meine schulischen Leistungen bergab. Ich wurde als Junge nicht akzeptiert, dachte sogar an Selbstmord“, erinnert sich die heute 57-Jährige.

Unmittelbar nach dem Schulabschluss nahm Tatjana wieder ihre weibliche Identität an und wechselte fortan, je nach Anlass, Namen und Aussehen. „Beispielsweise war es Frauen damals untersagt, als Fernverkehrsfahrer zu arbeiten. Also bewarb ich mich dort als Mann. Nach Feierabend führte ich mein Leben wie gewohnt als Frau weiter.“

Die letzte Etappe

Mit 52 Jahren entschied sich Tatjana B. schließlich dazu, ihre Identität auch auf dem Papier anzupassen. Es folgten eine Personenstands- und eine Namensänderung, sie erhielt neue Ausweispapiere. Nun sollte mit der körperlichen Angleichung auch der letzte Schritt folgen. Nach monatelangem Rechtsstreit mit der Krankenkasse wurde schließlich die angleichende Operation bewilligt.

Seit der gelungenen Operation ist sie überglücklich: „Endlich kann ich mein Leben genießen und meine weibliche Identität voll ausleben. Ich danke Dr. Hamza und seinem Team dafür und für die große Fürsorge, die mir hier jeden Tag zuteil wird. Ich fühle mich wirklich sehr gut aufgehoben im St. Georg. Man kümmert sich sehr intensiv um mich“, betont die Patientin.

Und auch der behandelnde Chefarzt ist zufrieden: „In Leipzig wurde seit 25 Jahren keine geschlechtsangleichende Operation mehr vorgenommen. Der Eingriff war also auch für uns alles andere als tägliche Routine. Die Patientin hat alles gut überstanden, war bereits nach einer Woche schmerzfrei. 

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