Zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai 2020
Qualmst du noch, oder lebst du wieder?
Experten des Lungenkrebszentrums Leipzig-Nordwest warnen: Ein Drittel aller Krebstodesfälle auf Rauchen zurückzuführen | Shishas gleichermaßen gefährlich und E-Zigaretten keine echte Alternative | Tipps zur Raucherentwöhnung
Lungenkrebs zählt zu den häufigsten und gefährlichsten Krebsarten. In den letzten Jahren hat er sich weltweit zur Krebstodesursache Nummer 1 entwickelt. Anlässlich des diesjährigen Weltnichtrauchertages am 31. Mai 2020 rufen medizinische Experten des Lungenkrebszentrums Leipzig-Nordwest die eigentlich bekannten Fakten zum Thema Lungenkrebs in Erinnerung: Hauptursache dafür ist das Rauchen. Und sie warnen: Auch vermeintliche „gesündere“ Alternativen zur herkömmlichen Zigarette sind tatsächlich keine und setzen bei genauer Betrachtung im Einzelfall sogar noch mehr Schadstoffe frei.
Das Rauchen aufzugeben lohnt sich auch im fortgeschrittenen Alter. Bereits nach fünf Jahren verringert sich das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, erheblich. Aber auch Nichtraucher können betroffen sein. Früh erkannt ist eine Heilung möglich, doch ein bösartiger Tumor aus der Lunge streut rasch in andere Organe und bildet Tochtergeschwülste. In diesem Fall sind sowohl eine schnelle und umfassende Diagnostik als auch eine effektive Zusammenarbeit vieler medizinischer Bereiche für die Behandlung von Lungenkrebs essenziell.
Gut ein Drittel aller Krebstodesfälle auf Rauchen zurückzuführen
Bei ca. 90 Prozent der Männer und ca. 60 Prozent der Frauen, die in Deutschland an Lungenkrebs erkranken, ist Rauchen die Ursache. Das Erkrankungsrisiko hängt u. a. von der Dauer des Rauchens, der Anzahl der gerauchten Zigaretten, der Inhalationstiefe und der Teer- und Nikotinkonzentration der Zigaretten ab. Auch Passivrauchen erhöht das Erkrankungsrisiko für Lungenkrebs erheblich.
Während die Lungenkrebserkrankungen bei Männern seit Mitte der 1980er-Jahre leicht rückläufig sind, steigt die Anzahl der erkrankten Frauen dagegen weiter an. Veränderte Rauchgewohnheiten gelten als Ursache dieser gegenläufigen Tendenzen.
Die Behandlung von Lungenkrebs ist schwierig und meist ist die Prognose eher ungünstig.
Fünf Jahre nach der Diagnose leben nur noch 15 Prozent der männlichen und 18
Prozent der weiblichen Erkrankten. 27 Prozent aller Krebstodesfälle bei den Männern
und zehn Prozent bei den Frauen sind auf Lungenkrebs zurückzuführen.
Experten warnen vor möglichen Alternativen und geben Tipps zur Entwöhnung
E-Zigaretten und E-Shishas sind rauchfrei und werden oftmals in der Werbung als
„gesund“ bezeichnet. Allerdings enthalten auch sie meistens Nikotin und Inhaltsstoffe,
bei denen langfristig eine Gesundheitsgefährdung nicht ausgeschlossen werden kann.
Von einem Umstieg auf Wasserpfeifen – so genannten Shishas – raten die Experten
noch strikter ab.
„Für E-Raucherinnen und E-Raucher ist es oft unklar, was sie da eigentlich inhalieren,
denn die Angaben der Nikotinkonzentration in den Flüssigkeiten sind häufig sehr
ungenau. Zudem ist bisher nur wenig erforscht, welche Nebenprodukte beim E-Rauchen
aufgenommen werden“, warnt Dr. Axel Skuballa, stellvertretender Leiter des
Lungenkrebszentrums Leipzig-Nordwest und Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie am
Leipziger Klinikum St. Georg. Und er führt weiter aus: “Das Rauchen von Shishas ist
mindestens genauso gefährlich wie der Zug an einer herkömmlichen Zigarette. Denn es
werden dabei sogar noch mehr Giftstoffe freigesetzt, weil der Tabak nicht direkt
verbrannt wird, sondern er nur glüht. Der Rauch einer Shisha ist damit auch deutlich
kühler als normaler Zigarettenrauch, was dazu führt, dass die hochgiftigen Substanzen
noch tiefer und praktisch ungefiltert inhaliert werden, weil das Wasser der Shisha nicht
als Filter taugt. Auch die Feuchthaltemittel, die dem Wasserpfeifentabak beigemengt
sind, sind giftig und krebserregend. Ich kann von derartigen vermeintlichen Alternativen
nur dringend abraten. Es gibt kein ‘gesundes Rauchen‘, auf welche Art auch immer.“
„Mit dem Rauchen aufzuhören, ist sicher schwer, aber es lohnt sich“, weiß Dr. Sylvia
Gütz, Leiterin des Lungenkrebszentrums Leipzig-Nordwest und Chefärztin der Kliniken
für Pneumologie und Kardiologie am Diakonissenkrankenhaus Leipzig. Die medizinische
Studienlage spricht eindeutig für einen möglichst umgehenden Ausstieg: Denn das
Lungenkrebsrisiko von Menschen, die mit dem Rauchen aufgehört haben, nimmt
kontinuierlich wieder ab. Es verringert sich bereits nach fünf Jahren um 60 Prozent und
nach 15 bis 20 Jahren um bis zu 90 Prozent. „Wem es aus eigener Kraft einfach nicht
gelingen will, dem sei eine ärztlich begleitete Raucherentwöhnung dringend empfohlen.
Eine solche Therapie ist komplex und setzt auf eine medikamentöse und psychologische
Mitbehandlung. In Leipzig wird das Entwöhnungsprogramm von niedergelassenen
Pneumologen angeboten, die auch mit unserem Lungenkrebszentrum eng kooperieren“,
rät die Expertin.
Lungenkrebszentrum arbeitet interdisziplinär
Ist die Diagnose Krebs gestellt, muss schnell gehandelt werden. Das
Lungenkrebszentrum Leipzig Nordwest ermöglicht eine effektive Zusammenarbeit vieler
medizinischer Bereiche. Um eine Behandlung auf höchstem Niveau und nach dem
aktuellen wissenschaftlichen Stand der pneumologischen Onkologie sicherzustellen,
werden Patienten mit Verdacht auf Lungenkrebs sowie Patienten mit gesicherter
Lungenkrebsdiagnose in einer wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenz vorgestellt.
Diese Tumorkonferenz setzt sich aus Spezialisten aus allen beteiligten Fachbereichen
(u. a. Thoraxchirurgie, Lungenheilkunde/Pneumologie, Strahlentherapie, Radiologie und
Pathologie) zusammen. Gemeinsam werden die weiterführende Diagnostik bzw. ein
individuelles Therapiekonzept bei gesicherter Diagnose festgelegt, welches im weiteren
Verlauf für alle beteiligten Disziplinen verbindlich ist.
Das Konzept basiert auf den entsprechenden Leitlinien und Empfehlungen der
Fachgesellschaften. Der Patient erhält von seinem behandelnden Arzt nicht nur eine
Kopie des Konferenzprotokolls, sondern eine ausführliche, individuell angepasste und in
jedem Fall laienverständliche Erklärung der vorgesehenen Diagnostik- bzw.
Therapieschritte. Durch diese enge Kooperation zwischen den Spezialisten sowie durch
Einbeziehung niedergelassener Ärzte können alle diagnostischen und therapeutischen
Schritte aus einer Hand angeboten werden. Dies schließt die langfristige Betreuung
nach einer erfolgten Behandlung mit ein. Darüber hinaus bestehen die
qualitätsgesicherten Angebote der sozialmedizinischen Beratung, der
psychoonkologischen Begleitung, Physiotherapie, Ernährungsberatung sowie
Kooperationen mit Selbsthilfegruppen.