Kinderendokrinologie
Die Endokrinologie befasst sich mit den Hormonen und Drüsen im Körper. Hormone sind Botenstoffe, die von einer Drüse gebildet, über das Blut abgegeben werden und dann ein Zielorgan erreichen. Solche Drüsen sind zum Beispiel die Nebennieren, die Schilddrüse oder auch die Keimdrüsen, die die Sexualhormone produzieren. Hormone spielen daher eine große, vielfältige Rolle im Körper und haben bei Störungen fast immer weitreichende Folgen.
Wir untersuchen im Rahmen eines stationären Aufenthalts in unserer Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Kinder vom 1. Lebenstag bis zu 18 Jahren auf Störungen des Hormonhaushaltes. Dazu gehören zum Beispiel Kleinwuchs, Großwuchs, verzögerte oder verfrühte sexuelle Reifung, Störungen des Körpergewichts, des Knochenstoffwechsels, Störungen der Geschlechtsdifferenzierung, Schilddrüsenüber- und unterfunktionen, Störungen des Calcium- und Phosphatstoffwechsels, Störungen des Zuckerstoffwechsels (Diabetes mellitus Typ 1 und 2).
Im Rahmen der sogenannten basalen Hormondiagnostik werden verschiedene Hormonwerte im Blut bestimmt. Welche Hormonwerte untersucht werden, entscheidet der Arzt aufgrund der anamnestischen Angaben und Beschwerden. Für die Auswertung und Interpretation der Befunde wird vom Arzt eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigt wie Tageszeit, zu der die Bestimmung erfolgte, eingenommene Medikamente, in welchem Pubertätsstadium sich der Patient befindet, bei Mädchen auch der Zyklustag, ob die Blutentnahme nüchtern erfolgte und ob der Patient einer Stresssituation ausgesetzt war oder viel Bewegung hinter sich hatte. Diese Faktoren beeinflussen die hormonelle Sekretion und spielen daher eine wesentliche Rolle hinsichtlich der Planung endokrinologischer Diagnostik. Anhand der Gegebenheiten kann daraus die Notwendigkeit einer stationären Aufnahme resultieren, um falsch positive oder negative Testergebnisse zu vermeiden, die fehlerhafte Therapien zur Folge hätten. Die vom Labor angegebenen Referenzbereiche finden daher nur begrenzt Anwendung, da sie immer anhand der Gesamtkonstellation interpretiert werden müssen. So kann ein außerhalb des Referenzbereichs liegender Wert noch normal und umgekehrt ein noch im angegebenen Referenzbereich liegender Wert schon krankhaft sein. Daher können sich die Referenzwerte, trotz selben Alters
des Kindes durchaus in den von uns geschriebenen Epikrisen unterscheiden.