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Was ist Schwindel?

Das Symptom Schwindel

Das Symptom Schwindel

Unter dem Begriff Schwindel verstehen wir zunächst eine Sinnesempfindung, die man als Gegenstück zur gewöhnlichen Empfindung von Gleichgewicht sehen kann. Schwindel ist für die Betroffenen meistens unangenehm, insbesondere wenn er unkontrolliert oder ständig auftritt und zu Einschränkungen im Leben beiträgt. Funktionieren und harmonieren die Bestandteile des Gleichgewichtssystems, kann sich der Mensch im Normalfall sicher und „im Gleichgewicht“ bewegen. Von Schwindelerkrankungen Betroffene nehmen dagegen eine scheinbare Bewegung ihres Körpers oder der Umgebung wahr. Die Beschwerden können beispielsweise als drehend „wie im Karussell“, als schwankend „wie auf dem Schiff“ oder als unsicher „wie auf Watte gehend“ beschrieben werden. Nah verwandte Begriffe zum Symptom Schwindel sind Benommenheit, Gangunsicherheit und Gleichgewichtsstörungen.


Schwindel ist damit keine eigene Erkrankung. Schwindel ist zunächst ein Symptom, welches bei verschiedenen Erkrankungen zum Beispiel in den Bereichen der Neurologie, der Psychiatrie, der Inneren Medizin, der Augenheilkunde und der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde auftritt. Schwindel ist außerdem ein häufiges Symptom. Etwa 10% aller Patienten in Notaufnahmen in Deutschland berichten zum Erstkontakt über Schwindel, womit es in den Notaufnahmen das häufigste Symptom nach dem Symptom Kopfschmerz ist. 


Schwindel ist keine eigenständige Erkrankung, sondern muss vielmehr als Symptom in ganz verschiedenen Ausprägungen betrachtet werden. Im Schwindelzentrum am Klinikum St. Georg steht die Diagnostik und Behandlung von Personen mit einer dauerhaft bestehenden (chronischen) bzw. ständig wiederkehrenden (chronisch rezidivierenden) Schwindelsymptomatik im Fokus.

Entstehung von chronischem Schwindel

Entstehung von chronischem Schwindel

Die Ursachen einer chronischen Schwindelsymptomatik sind potentiell mannigfaltig. Meist erklärt also erst die Betrachtung mehrerer Faktoren, warum ein chronischer Schwindel vorliegt, warum das Symptom (noch) nicht weggegangen ist und was man in der Behandlung beachten muss. Folgende Informationen sollen Ihnen einen ersten Überblick darüber liefern, wie Schwindelsymptome entstehen können und teilweise dauerhaft bestehen bleiben.


Für eine gerichtete Orientierung des Körpers im Raum existiert das Gleichgewichtssystem, welches fortlaufend Informationen aus drei verschiedenen Bereichen erhält:

  • aus dem visuellen System (Augen)
  • aus dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr (Vestibularorgan) mit den dazugehörigen Gleichgewichtsnerven und den entsprechenden Schaltzentren im Gehirn
  • aus dem System der Tiefensensibilität (Propriozeptoren in Sehnen, Muskeln und Gelenken)

Schwindel kann u.a. durch verschiedene Probleme im Gleichgewichtssystem entstehen:

  • die Information aus einem oder mehreren der genannten Bereiche (visuelles System, Vestibularorgan, Propriozeption) ist gestört
  • die Kommunikation zwischen den Bereichen bzw. zur Schaltzentrale ist gestört
  • die Fähigkeit des Gleichgewichtssystems Störungen zu kompensieren, sich „neu zu eichen“, ist beeinträchtigt

Schwindel kann je nach Ursache von weiteren Symptomen begleitet sein: 

  • Übelkeit, Erbrechen
  • Ohrgeräusche
  • Druckgefühl auf dem Ohr
  • Hörminderung
  • (Kopf-)Schmerzen
  • Panikzustände
  • Schwarzwerden vor den Augen bis zum Kreislaufkollaps

Schwindel kann auch mit weiteren Veränderungen vergesellschaftet sein:

  • ein Kontrollverlust wird erlebt und wird von belastenden Gedanken und von Emotionen wie Angst und Panik oder auch von Ärger begleitet
  • die Aufmerksamkeit wird automatisch häufiger auf das Gleichgewichts- bzw. Schwindelerleben gelenkt
  • Vermeidungsverhalten, Sicherheitsstrategien entstehen (z.B. nicht mehr Rad fahren, bestimmte Umgebungen/Situationen/Bewegungen meiden, sich vorsorglich festhalten, usw.)
  • die muskuläre Anspannung sowie Bewegungsmuster verändern sich
  • ein Teufelskreislauf aus kurzfristig hilfreichem Kontroll-/Sicherheits-/Vermeidungsverhalten und langfristig abträglichen Folgen dieser nachvollziehbaren Reaktionen entsteht (weitere Angst, Frustration, Vertrauensverlust in die Regulationsfähigkeiten des Körpers, sozialer Rückzug, zunehmendes Hilflosigkeitserleben)

Ungewollt können derartige Veränderungen, wenn sie längerfristig bestehen bleiben, das Training und die Anpassung bzw. „Neu-Eichung“ des Gleichgewichtssystems erschweren.

Kategorisierung von chronischem Schwindel

Kategorisierung von chronischem Schwindel

Für die Anamneseerhebung bzw. zur Ursachensuche des Schwindels sind u.a. Aussagen zur Art des Schwindels, zur Schwindeldauer, zu eventuellen Auslösern, zur Häufigkeit der Schwindelanfälle und zu Begleitsymptomen bedeutsam und können bereits wichtige Hinweise liefern. 

Schwindel kann auf verschiedene Arten kategorisiert werden. Zum Beispiel unterscheidet man den „gerichteten Schwindel“ vom „ungerichteten Schwindel“. Der „gerichtete Schwindel“ äußert sich zumeist in Form eines Drehschwindels, eines Liftschwindels oder eines Schwankschwindels in Kombination mit eher starken vegetativen Begleitsymptomen wie Übelkeit oder Erbrechen. Die Ursachen liegen hier meist vestibulär im Gleichgewichtsorgan, selten auch zentral. Der „ungerichtete Schwindel“ dagegen wird oft eher als Raum- oder Gangunsicherheit beschrieben oder als „komisches Gefühl“ im Kopf. Eine typische Aussage ist auch „ich kann es gar nicht richtig beschreiben und in Worte fassen“. Es treten üblicherweise weniger vegetative Nebensymptome auf, jedoch kann diese Art des Schwindels häufiger mit Ohnmachtsgefühlen oder sogenannten „Prodromi“ (Vorzeichen) vergesellschaftet sein. Diese Art des Schwindels ist häufig eher zentral bedingt.


Häufig anzutreffende diagnostische Einordnungen von Schwindelbeschwerden finden Sie unter dem Punkt „Ursachen“.

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