IHR ANSPRECHPARTNER
IM KLINIKUM ST. GEORG
Prof. Dr. med. habil. Uwe Köhler
Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
Delitzscher Str. 141 • 04129 Leipzig
Telefon: 0341 909-3501
MEDIZIN
BRUSTKREBS
Eine lebensverändernde Diagnose–Prof. Dr. Köhler im Interview
Brustkrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei Frauen. Mit über 30 Prozent macht Brustkrebs fast ein Drittel aller Krebsneuerkrankun-
gen bei Frauen aus. Doch dank der sehr guten Behandlungsmethoden ist dieser inzwischen in den meisten Fällen heilbar. Prof. Dr. med.
habil. Uwe Köhler, Leiter des Brustzentrums am Klinikum St. Georg, erklärt im Interview, was Patientinnen mit Brustkrebs wissen sollten.
Prof. Dr. Köhler, wird die Erkrankung früh
erkannt, haben Brustkrebspatientinnen
heutzutage gute Heilungschancen. Was
kann frau neben der jährlichen Untersu-
chung beimArzt tun?
Frauen sollten in regelmäßigen Abstän-
den ihre Brüste auf Knötchen kontrollie-
ren. Ertasten sie eine Schwellung, sollten
sie diese bei ihrem Gynäkologen unter-
suchen lassen. Dies gilt auch für Hautver-
änderungen oder Absonderungen aus
der Brustwarze. Bestätigt der Gynäkologe
den Tastbefund, wird die Patientin an eine
Klinik überwiesen. Dort kann mithilfe mo-
derner Diagnoseverfahren, beispielsweise
durch eine Mammografie oder Sonografie,
festgestellt werden, ob es sich tatsächlich
um Krebs oder nur um Fett- oder Drüsen-
zellen handelt. Bei einer abschließenden
Biopsie wird der Tumor klassifiziert. Es wird
also geklärt, ob es sich um eine gut- oder
bösartige Veränderung handelt und in
welchem Stadium sie sich befindet.
Wenn tatsächlich Brustkrebs diagnos-
tiziert wird, sollte die Patientin schnell
handeln. Was ist bei der Wahl der Klinik
zu beachten?
Längst nicht jede Klinik ist für die Behand-
lung von Brustkrebs geeignet. Falls die
Möglichkeit besteht, sollten Betroffene
sich an ein zertifiziertes und geprüftes
Brustzentrumwenden, ein solches hat sich
auf Tumoren in der Brust spezialisiert. So
muss ein Brustzentrum nachweisen, dass
pro Jahr mindestens 150 Frauen mit Brust-
krebs operiert und mindestens 800 Zyklen
Chemotherapie bei erkrankten Frauen
durchgeführt werden. Neben den Erfah-
rungen ist es außerdem von Vorteil, wenn
das Zentrum alle Bereiche – von der Diag-
nostik und Therapie über die Strahlenbe-
handlung und die Brustrekonstruktion bis
hin zur Nachsorge – unmittelbar vor Ort
anbietet. So wie bei uns im St. Georg. Das
erspart der Patientin Zeit und vor allem
Wege.
Wie wird Brustkrebsbehandelt?
Jede Behandlung wird individuell auf die
Patientin und ihrenTumor abgestimmt. Da-
bei kommt es unter anderem auf das Sta-
dium an. Im Falle einer brusterhaltenden
Therapie erhält die Patientin im Anschluss
einer Operation meist eine Bestrahlung.
Hier gibt es inzwischen sehr innovative
und gewebeschonende Möglichkeiten. Im
Brustzentrum am St. Georg arbeiten wir
beispielsweise mit der sogenannten IN-
TRABEAM-Methode, bei der das Tumorbett
unmittelbar nach der Tumorentfernung
bestrahlt wird, ohne dabei umliegendes
Gewebe oder die Haut zu strapazieren.
Möglich ist jedoch auch eine Chemothe-
rapie durch Medikamente. Muss die Brust
amputiert werden, kann die Patientin sich
30%
ALLER KREBSNEUER-
KRANKUNGEN BEI FRAUEN
SIND BRUSTKREBS.
für einen Wiederaufbau der Brust durch
eine Rekonstruktion entscheiden. Aber
Achtung, längst nicht jede Klinik bietet
die rekonstruktive Mammachirurgie an.
Unabhängig von der medizinischen Be-
handlung ist auch die psychologische
Unterstützung für Betroffene wichtig.
Was empfehlen Sie?
Mit der Diagnose Brustkrebs verändert
sich das Leben einer Frau grundlegend.
Auch nach einem erfolgreichen Eingriff
kann dies psychische Folgen nach sich
ziehen. Vor allem bei Frauen, die ihre
Brust verloren haben. Die meisten Frauen
brauchen seelische Unterstützung. Diese
muss nicht ausschließlich aus der Fami-
lie kommen. Selbsthilfeorganisationen
können beim Umgang mit der Krankheit
helfen. Am Brustzentrum St. Georg haben
wir für Betroffene und ihre Angehörigen
unter anderem eine Hotline eingerich-
tet, über die man jederzeit professionelle
Hilfe erhält. Außerdem bieten wir immer
freitags eine Brustsprechstunde an, in der
ehemalige Patientinnen ihre Erfahrungen
im Umgang mit der Krankheit weiterge-
ben. Diese ist selbstverständlich auch
Brustkrebspatientinnen aus anderen Kli-
niken zugänglich. Wie auch immer die
Patientinnen sich entscheiden: Seien Sie
sich immer darüber im Klaren, Sie müs-
sen nicht allein mit Ihrer Krankheit fertig
werden.
Wie werden die Patientinnen nach ei-
nemEingriffmedizinisch weiter betreut?
Im Normalfall liegt die Nachsorge in der
Verantwortung des niedergelassenen
Gynäkologen. Viele Brustzentren be-
treuen ihre Patientinnen jedoch auch
nach der OP weiter. Bei uns erfolgt die
Nachsorge auf Wunsch beispielsweise bis
zu fünf Jahre nach der Operation, denn
unser Ziel ist es, dass sich die Patientin zu
jeder Zeit bestens aufgehoben fühlt.
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